Stadt informierte am 17. Februar über die geplante Flüchtlingsunterbringung in Markgröningen –
Bürgermeister Rudolf Kürner wollte nichts kleinreden. „Es wird anstrengend für uns alle und wir werden zusammenrücken müssen.“ In der vollbesetzten Stadthalle informierte er am 17. Februar gemeinsam mit Verantwortlichen von Landratsamt und Polizei über Zahlen, geplante Unterkünfte und rechtliche Hintergründe. Bisher leben 139 Flüchtlinge in Markgröningen: 44 in der Anschlussunterbringung, für die die Stadt zuständig ist; 95 in der vorläufigen Unterbringung, die der Landkreis verantwortet. 2016 werden insgesamt rund 220 Flüchtlinge hinzukommen. „Wir haben eine gemeinschaftliche Verantwortung“, machte Kürner mit Blick auf die große Herausforderung deutlich. „Es ist ein Akt der Humanität und der Mitmenschlichkeit, diese Menschen in ihrer Not bei uns aufzunehmen.“

Mit der Informationsveranstaltung wollte die Stadt ihre Bürger bei den Planungen frühzeitig „an Bord nehmen“. „Wir wollen heute Sachfragen klären und Sorgen aus dem Weg räumen“, so Kürner. Bis November will die Stadt für die zusätzlichen 96 Flüchtlinge, die ihr 2016 für die Anschlussunterbringung zugewiesen werden, zwei Neubauten fertig stellen: Im Schäferweg sollen dann 42 Flüchtlinge einziehen, in der Wilhelm-Haas-Straße 32. Als Zwischenlösung könne man an beiden Standorten sowie im Hans-Grüninger-Weg Wohncontainer aufstellen sowie evtl. die städtischen Gebäude im Aichholzhof nutzen, so Kürner. Daneben muss Markgröningen dem Landkreis Ludwigsburg Wohnraum bzw. Flächen für weitere 127 vorläufig untergebrachte Männer, Frauen und Kinder zur Verfügung stellen. „Wir stellen hierfür alle städtischen Flächen auf den Prüfstand“, so Kürner, u.a. die Parkflächen, die für den Schäferlauf genutzt werden. „Wir werden nicht alle Optionen brauchen, aber wir müssen vorbereitet sein“, betonte der Bürgermeister.
„Die ehrenamtliche Arbeit ist unheimlich wertvoll für uns“
Martin Schliereke, der zuständige Fachbereichsleiter im Landratsamt Ludwigsburg, warf einen Blick in die Statistik: Während im Landkreis Ludwigsburg im Jahr 2008 lediglich 51 Asylbewerber gelebt hätten, rechne man für 2016 mit gut 8000. Betreut werden sie von 44 Sozialarbeitern, die auf die enge Zusammenarbeit mit den Arbeitskreisen Asyl vor Ort angewiesen seien. „Die ehrenamtliche Arbeit, die auch hier in Markgröningen geleistet wird, ist unheimlich wertvoll für uns.“
Wie vielfältig diese Arbeit ist, machte Bettina Krickl, Asylbeauftragte der Stadt, deutlich: Deutschkurse, Begegnungscafés, Hausaufgabenbetreuung für Flüchtlingskinder, Familienhilfe und vieles mehr werde durch Ehrenamtliche geleistet. „Und wir sind für jede weitere Hilfe dankbar.“
Schwerpunkt der Polizei-Arbeit: Prävention
Auch Markus Bauder, Leiter des Polizeireviers Vaihingen, dankte den ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern. „Sie sind der Schlüssel für ein gutes Miteinander.“ Sein Revier ist für 65 Flüchtlingsunterkünfte mit insgesamt 500 Flüchtlingen zuständig, u.a. auch für die Markgröninger Unterkünfte. Dabei lege die Polizei den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf Prävention, verteile Info-Flyer und kläre die neuankommenden Flüchtlinge über die Rolle und die Aufgaben der Polizei auf.
In der anschließenden Diskussion kamen verschiedene Fragen zur Sprache: „Welche staatlichen Leistungen bekommen Flüchtlinge?“, wollte ein Bürger wissen. Gerüchte, dass Flüchtlinge besser behandelt werden als Hartz-IV-Empfänger, entzog Martin Schliereke vom Landratsamt die Grundlage: „Grob kann man sagen, dass Flüchtlinge etwa 90 Prozent des Hartz-IV-Satzes bekommen.“ Auch das Thema Sicherheit bewegte manchen Zuhörer. Polizeioberrat Markus Bauder berichtete, dass mindestens zwei bis drei Streifen nachts im Revier unterwegs sind, die bei Bedarf Unterstützung aus den benachbarten Revieren bekommen. Eine 24-Uhr-Präsenz im Markgröninger Polizeiposten, wie es sich ein besorgter Bürger wünschte, werde es aber nicht geben. Dafür gebe es laut Bauder auch keinen Grund. „Bisher haben wir durchweg positive Erfahrungen im Landkreis gemacht.“
„Gehen Sie auf die Flüchtlinge zu und lernen Sie sie kennen!“
Ein ehrenamtlicher Flüchtlingshelfer erzählte von den durchweg positiven Erfahrungen, die er im persönlichen Kontakt mit den Flüchtlingen bisher gemacht hat. Diejenigen, die Sorgen und Berührungsängste haben, forderte er unter großem Applaus auf: „Gehen Sie auf die Leute zu, werden Sie Pate und lernen Sie die Flüchtlinge kennen. Sie werden sehen, dass das eine große Bereicherung sein kann!“
